Skatfuchs |
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Praktisch aufgetretene Kartenverteilungen und Spiele 2.1. Das seltenste Spiel Viele meinen, ein Grandouvert sei wohl das seltenste Spiel. Das ist aber nicht so, denn er tritt immerhin durchschnittlich alle 20.000 Spiele auf. Ein unverlierbarer Grandouvert hat eine Wahrscheinlichkeit von 1:24.000. Seltener ist noch ein Farbspiel ohne Elfen, vor allem wenn man es gewinnen soll. Das wohl seltenste Spiel zeigt folgendes Blatt von MH: MH reizt damit bis 44; Vorhand hält. Danach bis 55; Vorhand hält die auch noch. In Anbetracht der nur zwei abzugebenden Stiche auf die beiden höchsten Buben bietet MH schließlich noch 60 und Vorhand passt. Der Alleinspieler tauft das Spiel Pikhand, Schneider angesagt. Die Gegenspieler erhalten jedoch keinen Stich, da im Skat schlummern. Mittelhand hat also ein Pikspiel mit 11 schwarz gespielt! VH hatte einen lupenreinen NOH mit folgendem Blatt: Das Spiel wurde im Juli 2015 in einem Skatturnier online auf skat-spielen gespielt.
2.2. Zweimal 144 Mittelhand reizt mit folgenden Blatt auf Grand und geht bis 120. Jedoch er erhält das Spiel nicht, da Vorhand diesen Reizwert bestätigt! Trotz eines möglichen Spielverlustes entschließt sich Mittelhand einen Grand-Hand zu wagen und bietet 144- doch auch das hält Vorhand! Völlig verblüfft passt nun Mittelhand und Vorhand nimmt den Skat mit folgendem Blatt auf:
Vorhand drückt Pik-As und Herz-As und sagt Kreuz ohne Elfen an, was dem Spielwert von 144 entspricht. Er erhält auf Karo-As, Pik- und Herz-Zehn jeweils den König von Mittelhand und damit 43 Augen. Mit den beiden gedrückten Assen gewinnt er das Spiel sicher mit 65 Augen. Dieses Spiel riskierte ein Spieler bei einem Turnier "kurz vor Schluss" (Prinzip: Sekt oder Selters) und holte sich damit noch einen Preis! Anhand diesen Spieles wird deutlich, dass nicht immer ein Grand-Hand das höchste Spiel ist, wie noch immer einige Skatfreunde vermuten! 2.3. Grand-Hand schwarz Ihr werdet fragen, was ist an einem Grand-Hand schwarz schon kurios, der wird doch relativ oft gespielt? Die Antwort lautet, dass der Alleinspieler dabei schwarz gespielt wurde, ohne sich zu verwerfen! Vorhand hatte gerade einen "Lauf" (oder "Phase") und beide Mitspieler passten spontan bei seinem folgendem Blatt: Sicherlich kein "blendender" Grand-Hand, aber Vorhand entschließt sich aufgrund des sofortigen Passens seiner Gegner und des bisherigen "Laufes" ihn zu spielen. Da beim Ausspielen der Vollen das Spiel mit der noch besetzten Zehn und der Dame kritisch werden könnte und beide Spieler gepasst haben, entschließt sich Vorhand den Pik-Buben zu bringen, womit das Schicksal seinen Lauf nahm! Mittelhand übernahm mit dem "Alten" und zog bei seiner Karte sofort Herz-Buben nach. Nach dem 4. Stich hatten die Gegenspieler bereits 47 Augen und Mittelhand spielte im 5.Stich Karo-Dame an, Hinterhand gibt Kreuz-Dame dazu. Jetzt müsste Vorderhand ein Volles reinlegen und hätte damit verloren. Im Skat konnte ja noch immer Kreuz-As liegen und damit das Spiel gewonnen werden- so wurde von Vorhand der Kreuz-König in den Stich geworfen!! Mittelhand hatte "ein glückliches Händchen" und aufgrund des Abwerfens von Hinterhand spielte der Spieler nach dem Ende der "Karo-Flöte" die Kreuz-Neun. Somit brachte er Hinterhand an das Spiel, der mit seinen restlichen Kreuz-Karten alle Karten von Vorhand abforderte. So wurde Vorhand schwarz gespielt, da im Skat nur Herz-Neun und Herz-Sieben lag!! Dies ist ein anderes Beispiel dafür, wie das Prinzip "Sekt oder Selters" ausgehen kann! 2.4. Die Finte im Skatspiel Vorhand hält folgendes Blatt und wird von Mittelhand bis 72 gereizt, was er hält.
Jedoch bei 80 passt Vorhand, da ihm ein Grand-Hand zu unsicher ist. Mittelhand schaut in den Skat mit folgendem Blatt:
Leider findet er nur im Skat: Eine Verbesserung zum Grand ist so unmöglich! Normal würde man nun zwei volle aus Kreuz oder Karo drücken, da diese nicht zweimal gehen. Mittelhand drückt aber die blanke Pik-Acht und Kreuz-Zehn, da er ein starkes Pik-Blatt bei Vorhand vermutet!! Er sagt Pik an und erhält im Geldskat ein kräftiges "Kontra" von Vorhand, was dieser durch Anziehen des Kreuz-Buben unterstreicht. Mittelhand gibt die Kreuz-Neun darauf, worauf Vorhand die Karten mit der Bemerkung hinwirft: "Du hast dich verworfen und keine Trumpf bedient". Der Lachende ist jedoch Mittelhand, der damit das Spiel gewinnt, da er ordnungsgemäß den Stich bedient hat. Noch schlitzohriger spielte eines Tages Richard Strauss, der mit seiner Oper "Intermezzo" dem Skatspiel ein bleibendes Denkmal setzte. Er reizte in Mittelhand auf einen Grand ohne Vieren und das Gebot stand bereits bei 100, was Strauss seelenruhig hielt. Man überlässt schließlich ihm das Spiel mit einem verschmitzten Lächeln. Er hebt den Skat auf und findet Herz-Bube, womit niemand auf der Welt etwas vernünftiges bei dem Gebot hätte anfangen können. Doch er drückt seelenruhig diesen Buben mit einer anderen Karte und sagt Grand an! Sofort kommt der Kreuz-Bube eines Gegenspielers auf den Tisch und Richard Strauss gibt gelassen eine Neun dazu. In höchster Erregung wirft sein Gegner die Karten auf den Tisch mit der Bemerkung: "Herr Doktor, Sie haben nicht bedient!" Strauss ist die Ruhe selbst und entgegnet, ohne seine Karten zu zeigen: "Das stimmt! Ich konnte auch gar nicht bedienen, da ich den dritten Buben gedrückt hatte. Aber Sie haben die Karten hingeworfen und wer das tut, hat das Spiel a priori verloren!" Fazit: Niemals voreilig die Karten auf den Tisch werfen!! 2.5. Grand ohne Vieren mit acht Vollen Das folgende Spiel ereignete sich 1969 in Köln und erhitzte deutschlandweit längere Zeit die Gemüter so, dass es sogar eine halbe Seite in der Bildzeitung füllte. Mittelhand hielt nach Skataufnahme folgendes Blatt:
Er drückt die beiden roten Asse und sagt siegessicher beim Pfennigskat Grand an. Dem sofortigen Kontra folgt ein Re und endet erst mit "Hisch". Vorhand zieht Herz-Dame an, Mittelhand übernimmt mit der Zehn und Hinterhand sticht mit dem Karo-Buben. Hinterhand spielt Kreuz-König, Mittelhand übernimmt mit dem As und Vorhand sticht mit Pik-Bube ein. Den weiteren Verlauf kann man schnell erahnen, wenn man die Karten von Vorhand und Hinterhand sieht, die denkbar ungünstig stehen: Mittelhand bekommt keinen Stich und wird schwarz gespielt! Der arme Verlierer musste dafür 134,40 Mark bezahlen, was ihm so sehr erzürnte, dass er eine Selbstanzeige erstattete. Alle drei Spieler mussten daraufhin eine Geldbusse von je 100.- Mark zahlen. Die Diskussion ging hinterher noch lange darum, ob dieses Spiel überhaupt gewinnbar wäre. Auch beim Drücken der beiden "schwarzen" Asse verliert der Alleinspieler mit max. 53 Augen, da er zuletzt noch die beiden Luschen mit je 7 Augen abgibt! Eine Lösung für den Alleinspieler gibt es aber doch zum Sieg, die offensichtlich damals übersehen wurde! Geht man davon aus, dass der Ausspieler wie geschehen mit Herz-Dame eröffnet und der zweite Mitspieler nach dem Stechen mit dem Buben Kreuz-König anspielt, wo der andere Gegenspieler einsticht, so hätte der Alleinspieler folgende Karten in den Skat legen müssen: Die ersten vier Stiche sind: 1. -15 2. -21 3. -38 4. -53 Egal was danach Vorderhand spielt- Mittelhand kommt sofort wieder in's Spiel und gibt keine Stiche mehr ab. Er gewinnt so mit 67 Augen!!! Wenn Mittelhand auch so verrückt gedrückt hätte, wie die Karten verteilt waren, so hätte er das Spiel gewonnen! Bloß, wer hätte schon so verrückt gedrückt?! 2.5 Verlorener Grand-ouvert in Mittelhand Bekanntlich kann man einen Grand-ouvert auch verlieren. Damit meine ich nicht diejenigen, die zum Beipiel in Vorderhand nur gewonnen werden, wenn die beiden Buben verteilt sitzen oder wenn ein König nicht zu dritt bei den Gegenspielern steht. Mittelhand erhält Anfang 2005 folgende Karten und sagt ohne zu Reizen sofort einen Grand-ouvert an:
Vorhand spielt Karo-Acht an (was an sich schon ein wenig gemein ist), Mittelhand sticht mit dem kleinen Buben und wird von Hinterhand mit Pik-Buben überstochen. Alleinspieler: "Ja, ja, mach keinen Quatsch"- und will das Spiel notieren. Darauf sagt der Ausspieler: "Doch, doch"- und zeigt seine restlichen 6 Karo-Karten. Mal ehrlich- den hätte doch wohl jeder von uns gespielt. Aber sicher wäre es besser gewesen, diesen auszureizen, vielleicht hätte man dann etwas über den ungünstigen Kartenstand ermitteln können! Und die Chancen standen 1: 2800 für diesen "exotischen" Sitz der Spielkarten! 2.6. Verlorener Zehntrümpfer Kann man eigentlich ein Spiel mit 10 Trümpfen verlieren? Jeder wird spontan sagen, dass dies nicht möglich ist! Und doch geschah es Anfang der Neunziger Jahre bei einem Spiel in der 2. Bundesliga, dass ein Spieler aus Lübeck folgende Karten in MH erhielt:
Der Spieler bekam das Spiel erst für 48 und so konnte er nur Kreuzhand spielen! Leider lagen ungünstigerweise folgende Karten im Skat: Er hätte so die Gegenspieler Schneider spielen müssen, was ihm aber nicht gelang! Schade, nach Skataufnahme wäre es ein schöner Grand Schneider geworden! So kann halt auch ein Spiel mit 10 Trümpfen verloren gehen! 2.7. Nullouvert mit 4 Buben Zum Grand-Prix in Oberwiesenthal bekam ich 2006 in VH folgendes Blatt Auf Passe-Passe nahm ich den Skat auf und fand: Mir blieb nichts anderes übrig, als zwei Buben zu legen und einen unverlierbare Nullouvert zu spielen! Ich denke, so ein Blatt ist wesentlich seltener als ein Grand-ouvert! Die 4 Buben waren so empört, dass sich zwei Runden keiner mehr blicken lies! |
Stand: 01.03.2020 |